Roswitha Hecke

Photographien, New York, 1980/1981

28. August - 26. September 2009

Vernissage: Donnerstag, 27.8.2009, 18.00 bis 21.00 Uhr


Ein junger Schwarzer Boxer, cool und konzentriert blickt er in die Kamera, seine Bereitschaft zum Kampf demonstrierend. Auf dem anderen Bild sitzt einer auf seinem Bürostuhl, die Beine lässig übereinander geschlagenen, im Mittelpunkt ein Revolver, der in einem Halfter am Knöchel steckt, vermutlich ein Detective. Beide Szenen scheinen einem vertraut: Sie könnten einem amerikanischen Film aus den Siebzigern entsprungen sein und die Fotografien wären eigentliche Filmstills.

Hier sind sie aber Realität. Und viel mehr: Denn in dem Moment, in dem man die Bilder vor sich hat, läuft im Kopf des Betrachters ein ganzer Film ab. Roswitha Hecke, 1944 in Hamburg geboren, schafft es, den Betrachter mitten ins Geschehen zu ziehen.

Die Fotoarbeiten sind während einer US-Reise mit dem Schriftsteller Wolf Wondratschek, ihrem damaligen Lebensgefährten, entstanden. Das Dreamteam der modernen Reisereportage veröffentlichte damals unzählige Storys im Playboy, Lui und anderen Magazinen.

Ende der Siebziger lebten die beiden eine Zeitlang in New York und verbrachten durch Wondratscheks Liebe zum Boxsport viel Zeit im legendären Box-Gym Gleason’s. Dabei interessierten Hecke insbesondere die Beziehungen zwischen Boxer und Trainer. Beinahe unsichtbar und nur mit „available-light“ abgelichtet, gelangen der Fotografin Studien beeindruckender Intensität.

Fasziniert wurde sie auch von der Arbeit des Detectives Roy Finer vom Morddezernat des 48. Reviers der South Bronx, dem Elendsviertel New Yorks der 70er und 80er-Jahre. Anfang der 80er-Jahre hat die Fotografin Hecke den Detective einige Wochen begleitet, sie wurden Freunde. Und so konnte sie seine Arbeitstage und seine Freizeit mit der Kamera dokumentieren. Finers Leben scheint dem Klischee des amerikanischen Film-Polizisten zu entsprechen: Kriminalität, Gewalt, Waffen und Einsamkeit.

Ihre verborgenen Blicke auf fremde Städte und unbekannte Milieus spiegeln ihre geheimnisvolle Sichtweise von der Kunst der Photographie wider: Zuneigung zu den Fotografierten, Gespür für den richtigen Blick, Anteilnahme mit Staunen und Heiterkeit und eine unaufdringliche Nähe.


naloo