„polipo bollito“, 2010, 15 x 15cm, Russ auf Keramikfliese

Rudolf Jaeggi Germano

Mare e Monti

1. - 16. April 2011

Vernissage: Donnerstag, 31.3.2011, 18.00 bis 21.00 Uhr
Finissage: Samstag, 16.4.2011, 11.00 bis 17.00 Uhr


1974 in den Bündner Bergen in Scuol geboren und im bernischen Ittigen aufgewachsen, wollte Rudolf Jaeggi Germano schon als Kind Kapitän werden und verschlang Unmengen von Büchern über Seeabenteuer. Erst als er viel später mit seiner italienischen Frau für eine längere Reise nach Süditalien aufbrach und zunächst in Neapel und auf der Insel Procida landete, war ihm klar, dass er seinem Traum sehr nah war. Heute lebt und arbeitet er in Rom.


Monolog des Künstlers:

„Die Schiffsreise dient als Metapher für das menschliche Dasein, sozusagen die Reise des Menschen durch den Sturm des Lebens. Das Schiff bedeutet Freiheit, das Grenzenlose, das Unendliche, das Neue, das Meer und die Tiefe. Die Seefahrt steht für Aufbruch, Transit, Sturm, die ewige Reise und den Untergang. Der Schiffbruch steht da als Sinnbild für die Vergänglichkeit unserer Existenz.

Mich faszinieren die Reisen eines Alexander von Humboldt oder eines James Cook und vieler andere enorm. Sie unternahmen Seereisen im Dienste des Entdeckens und der Forschung. Das ist genau das, was mich in meiner künstlerischen Leidenschaft antreibt. Ich betreibe meine Kunst in einer gewissen Weise auch als Wissenschaft.

Zum Thema Sehnsucht überwiegt bei mir jedoch die romantische Idee. Diese wiederum hat mehr mit Suchen als mit Finden zu tun. Das Fremde, Unbekannte wird dabei zur Projektionsfläche. Da ich glaube zu wissen, dass alles indirekt mit allem zu tun hat, ist es folglich auch interessant, diese verborgenen Zusammenhänge zu finden und aufzudecken. Da ist wiederum die Sehnsucht mit einem tiefen Forschungsdrang verbunden.

<mare e monti> ist in Italien ein Gericht. Dies kann irgendeines sein, in dem gleichzeitig Meeresfrüchte oder Fische mit Gemüse oder Pilzen zubereitet werden. Also haben wir hier schon Gegensätze, die sich aber wiederum ergänzen und verbinden können. Das  Meer wie auch die Berge repräsentieren aber auch das endlos Grandiose, die allmächtige Natur. Formal sind sie Gegensätze – das Meer als Horizontlinie, der Berg als Erhebung. Gleichzeitig sind sie jedoch auch direkt miteinander verbunden als Begriffe wie „Wellenberg“ oder „Nebelmeer“. Somit ist wiederum die Horizontlinie von nahem betrachtet ähnlich dem Berg.

In der fernöstlichen Mythologie haben die Berge einen wichtigen Platz. Ausser, dass sie als Sitz der Götter dienen, haben sie die Funktion als Wolkensammler. Dieser bedeutet natürlich auch überlebenswichtiger Regen. Somit sind die Berge das Bindeglied zwischen Himmel/Luft und Wasser/Meer. Essentiell ist das gleichzeitig Gegensätzliche und Verbindende. Der Berg/Stein ist hart, das Wasser ist weich und flüssig. Doch wir alle kennen das Sprichwort: Steter Tropfen höhlt den Stein…

Ein wichtiger Bestandteil der Ausstellung sind die neuen „Rauchbilder“. Ich habe diese mit Kerzenrauch gemalt wie zum Beispiel das Bild „Regent“ aus „8 berühmte Diamanten“ (2010, Kerzenruss auf Leinwand, 70cm x 70cm). Auch hier sind wiederum die Gegensätze interessant: der Russ als etwas Flüchtiges, Diamant als etwas vom Härtesten, das es gibt. Was sie jedoch miteinander verbindet, ist, dass Russ und Diamant aus demselben Kohlenstoff sind, und sich nur in der Form unterscheiden.“

naloo