Hôtel Erotique

Dan Cermak (CH), Noël Fischer (CH), Cinzia Giunta Da Ros (I), Pier-Luigi Macor (CH), Anoushka Matus (CH), Sakiko Nomura (J), Hester Scheurwater (NL), Veronesi/Höpflinger (CH)

21. Juni - 23. Juni 2012

Vernissage: Donnerstag, 21. Juni 2012, 18.00 bis 21.00 Uhr
Finissage: Samstag, 23. Juni 2012, 18.00 bis 21.00 Uhr

Location: Gasthaus Zum Guten Glück, Stationsstrasse 7, Ecke Weststrasse, 8003 Zürich

Öffnungszeiten:
Freitag, 22. Juni 2012: 17 bis 21 Uhr
Samstag, 23. Juni 2012: 12 bis 18 Uhr


Weiter Informationen zu den Künstlern:
Dan Cermak (CH), Noël Fischer (CH), Cinzia Giunta Da Ros (I), Pier-Luigi Macor (CH), Anoushka Matus (CH), Sakiko Nomura (J), Hester Scheurwater (NL), Veronesi/Höpflinger (CH)

Christian Grund

Carscans

25. November - 1. Dezember 2011

Vernissage: Donnerstag, 24. November 2011, 17.00 bis 21.00 Uhr
Finissage: Donnerstag, 1. Dezember 2011, ab 18.00 Uhr

Location: Photogarage, Werdstrasse 128, 8003 Zürich, www.photogarage.ch

Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag: 16.00 bis 20.00 Uhr
Samstag: 15.00 bis 18.00 Uhr
oder auf Anfrage 079 220 09 84


Christian Grund, 1970 in Basel geboren, gründete nach seinem Studium an der Kunstgewerbeschule Basel und seiner Lehre in Fotografie 1992 die Firma Grund und Flum, welche grosse Erfolge in der Werbefotografie feierte. Zu seinen Kunden zählen Credit Suisse, UBS, Orange, Swisscom, Swissair und BMW. Als Editorial-Fotograf publizierte er u.a. im GEO, National Geographics, Stern, die Zeit und das Magazin. Er ist Mitbegründer der Agentur 13 Photo und gelegentlich als Dozent an Hochschulen tätig.


Für sein Projekt „CARSCANS“ tastet Christian Grund die Oberfläche seiner Ziel-objekte mit einem A4-Scanner ab und setzt die so entstandenen 120-250 Scans wieder zu einem Gesamtbild zusammen. Er verzichtet dabei auf den gezielten Einsatz von Tiefenschärfe und Licht. Denn der Scanner erfasst nur das mit höchster Präzision, was er auch berührt. Die Distanz zum Glas führt zu Unschärfe und Ver-zerrung. Von Weitem betrachtet entsteht so der Eindruck eines Icons, wie wir es von Computerprogrammen kennen, während bei näherer Betrachtung der z.T. enorm hohe Detaillierungsgrad verblüfft. Die Transferleistung des Fotografen, die Kamera durch einen billigen Hand-Scanner zu ersetzen, lässt eine selbstironische Haltung des Künstlers gegenüber seiner Profession erahnen. Humorvoll ist auch die Wahl der Motive: Ikonen der Automobilgeschichte und solche, die es werden wollten. Motive also, die bei Jungs und Junggebliebenen per se Eindruck hinterlassen und in der Arbeit von Christian Grund aus einem erfrischend neuen Blickwinkel gezeigt werden.

Eine Ausstellung der Photogarage und der Galerie BURGERSTOCKER.

Das Fussbad, 150 x 120 cm, Öl auf Leinwand, 2011

Nina Mambourg

Hundstage

23. September - 8. Oktober 2011

Vernissage: Donnerstag, 22. September 2011, 18.00 bis 21.00 Uhr
Finissage: Samstag, 8. Oktober 2011, 17.00 bis 20.00 Uhr

Location: im Schiffbau 5, Schiffbauplatz 5, 8005 Zürich, www.schiffbau5.com
www.claudiamerlotti.com

Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag: 11.00 bis 18.00 Uhr
Samstag: 12.00 bis 17.00 Uhr


Nina Mambourg, 40, ist Luzernerin mit luxemburgischen Wurzeln. Nach ihrer Ausbildung in der Fachklasse für Grafik an der Höheren Schule für Gestaltung Zürich ( SfGZ ), setzte sie das Studium and er HGKZ in der bildenden Kunst fort. Nach zwei erfolgreichen Ausstellungen in Luxemburg zeigt nun die Galerie Burgerstocker ihre grossformatigen Oelbilder vom 23. September bis 8. Oktober 2012 im Schiffbau 5. An der Vernissage am Donnerstag, 22. September 2011, spricht die Kunsthistorikerin Christina von Rotenhan über die Bedeutungen von Mambourgs Werken.


Vier Fragen an die Künstlerin:
Warum malst du Porträts?
Die Leute glauben, ich male Porträts, aber so einfach ist das nicht. Ich male zwar Personen, aber keine Persönlichkeiten. Mich interessiert nicht das Wesen einer Person, noch wer die Frauen sind. Sie existieren nicht, sie sind zusammen geschnipselt aus den vielen Bild- und Fotomaterialien, das ich unentwegt sammle. Ich male auch nicht mich selbst, auch wenn es immer wieder Leute gibt, die mich zu erkennen glauben. Vielleicht sehen mir die Frauen ähnlich, aber dies ist unbeabsichtigt. Ich male Situationen, Gefühle, Stimmungen und Gedanken. Da ich aber alles aus meinem eigenen Gedankengut schöpfe, also empirisch vorgehe, haben die Bilder doch immer etwas mit mir zu tun. Aber man kann ja schliesslich auch abstrahieren. Ein Krimi-Schreiber muss kein Mörder sein und ich muss keine Depressionen haben, um Melancholie darzustellen.

Warum malst du nur Frauen?
Wie schon erwähnt kommen die Ideen zu meinen Bildern aus meiner eigenen Gedankenwelt oder aus Beobachtungen, die ich in meinem Umfeld mache. Aber es fliessen auch aktuelle Themen ein wie das Weltgeschehen und Politik. Ich bin einfach der Filter und meine Reaktionen wird gemalt. Da ich selber eine Frau bin, müsste ich alles, wenn ich Männer malen wollte, noch einmal übersetzen, um es aus einem männlichen Blickwinkel zeigen zu können. Dies interessiert mich momentan nicht.

Wie entsteht ein Bild?
Das ist sehr unterschiedlich. Manchmal sehe ich zum Beispiel ein Bild eines Rotkehlchens und denke: Was für ein wunderschöner Vogel. Dann fange ich an zu recherchieren. Es gibt ganze Lexika über Symbole und Attribute in der Kunst. Ich liebe diese Bücher! Ein Rotkehlchen beispielsweise ist ein Sinnbild für die menschliche Seele. Aber da es noch eine rote Brust hat, kann es auch als Zeichen der Liebe oder als Symbol für die Passion Christi gesehen werden. Eigentlich gilt dies mit der Liebe und mit Christus für fast alles, was rot ist: Tomaten, Äpfel, rote Blumen, usw. Oder ein blauer Mantel ist immer auch ein Marienattribut. Ich bin überhaupt nicht religiös, aber solche Sachen gefallen mir. Es inspiriert mich beim Malen.  Aber schlussendlich ist es mir egal, ob alle Betrachter meine Bilder deuten können. Mir reicht es zu wissen, dass man könnte, aber nicht jeder muss tiefer graben, wenn er nicht will.
Ein anderes Beispiel: Ich sitze beim Frisör, als die Minarett-Initiative lief. Ich denke über Religion nach, wie klein ihre Rolle in meinem Leben ist und wie sehr sie der Auslöser für Kriege und Gewalt ist. Ohne Religion ginge es der Welt vielleicht besser! Dann sehe ich mich im Spiegel mit einem Tuch auf dem Kopf und muss lachen, weil ich aussehe wie der Papst Innozenz X. von Velasquez. Ein Bild, das ich sehr mag und auch schon von Francis Bacon interpretiert wurde. Ich muss das dann einfach malen, ein Zitat des Bildes, aber als Frau, quasi um meinen eigenen Wertezerfall zu dokumentieren …  Oder „Mutter und Kind“, ein grosses Thema in der Kunst, das wollte ich schon immer malen.

Wer sind deine Vorbilder, wo ist deine Verortung?
Ich mag den magischen Realismus der 20er-Jahre und die neue Sachlichkeit. Ich mag Anton Räderscheidt, Balthus, Christian Schad; Lucian Freud, John Currin oder Marlene Dumas. Aber ich hole mir meine Inspiration auch bei den alten Meistern. Ingres, zum Beispiel. Als ich gesehen habe, wie er sich schon im 19. Jahrhundert über korrekte Proportionen hinweg setzte, hat mich dies sehr beeindruckt. Man merkt es gar nicht, wenn man seine Bilder betrachtet, aber manchmal ist ein Bein doppelt so lange wie das andere und trotzdem stimmt alles. Es gibt Frauenporträts von ihm, in denen man die Nase von der Seite und die Augen von vorne sieht oder umgekehrt. Auf jeden Fall falsch eigentlich, aber wunderbar. Offenbar war auch Picasso sehr von Ingres beeinflusst. Dies würde dann Ingres zum Vorreiter des Kubismus machen!

Die Kunsthistorikerin Christina von Rotenhan über die Arbeiten von Nina Mambourg

Nina Mambourg weiss, wie sie bei einem Atelierbesuch erklärte, mit Gewissheit, wann ihre Bilder abgeschlossen sind, wann es keine Verschönerungen, Überarbeitungen oder weitere Details benötigt – ein künstlerisches Gespür und eine Entschlossenheit, die man ihren Bildern ansieht: Spannungsreich inszenieren ihre Frauenbilder weibliche, emotional ambivalente Momente, ihre Gemälde sind wie Seelenlandschaften zwischen Bewusstem und Unbewusstem.

So einen Zustand des Dazwischen hat die österreichische Künstlerin Maria Lassnig einmal mit den folgenden Worten beschrieben: «Für die an sich getrennten Begriffe ‹Wirklichkeit› und ‹Schein› gibt es im Grunde ein gemeinsames Wort, in dem beide gepaart wurden: ‹Sein›. Es enthält das Mögliche, den Konjunktiv ‹sei›, als könnte etwas zugleich sein und auch möglich werden.»
Die Werke von Nina Mambourg, die ausschliesslich Frauen zeigen, erforschen emotionale, weibliche «Seinszustände». Ihre Protagonistinnen stehen auffallend bewegungslos vor den bühnenhaften Kulissen, wie moderne Allegorien für emotionale Momente zwischen Ahnen und Wissen, Resignation und Revolte. In immer wieder neuen Facetten und Nuancen werden diese Grenzbereiche  inszeniert: In «Schlafende Hunde» (2011) ist es zum Beispiel die stille Ahnung, bei jeder Bewegung die schlafenden Hunde wecken zu können, eine Frage auch nach dem Handlungsspielraum des Einzelnen in der heutigen Welt. Bei «Frau mit Wasserglas und Hunden» (2007) scheint noch nicht ins Bewusstsein vorgedrungen zu sein, dass Wasser verschüttet, auch verschwendet wurde, nach dem die Hunde sehnsüchtig lechzen. «Auf der Couch» (2009) wiederum zeigt eine brav gekleidete Dame und ein nachdenkliches, aber auch verführerisches Spiel mit den eigenen Haaren, die bereits beginnen mit dem Couchsessel zu verschmelzen. Ganz unbewusst scheint den Figuren aber ihre Situationen nicht zu sein, der direkte Blick aus dem Bild zumindest sucht den Dialog mit uns, denjenigen, die – gerade wegen der bühnenhaften Inszenierung – doch eigentlich Zusehenden. Hier geht es auch um Selbst- und Fremdwahrnehmung, um tradierte und (selbst) auferlegte Erwartungen und Normen.
Nina Mambourg ist wiederholt gefragt worden, warum sie ausschliesslich Frauen in ihren Bildern zeigt. Die Antwort ist bestechend einfach: aus dem eigenen weiblichen Blickwinkel lassen sich innere Zustände und äusserer, sichtbarer Ausdruck dieser Emotionen an Frauen direkter nachvollziehen und in die Malerei übersetzen. Mambourgs Frauentypen sind jeweils Vehikel, Vermittlerinnen einer selbst erfahrenen oder beobachteten Gefühlslage und Stimmung.
Die ersten Bilder bis 2007 waren Portraits von Freundinnen und Bekannten, aber Mambourg interessiert immer weniger, das Wesen einer Person zu erfassen, und mehr und mehr die Möglichkeiten, mit der Malerei zu erzählen, emotionale Zustände zu inszenieren. Für diese Erzählungen entwickelt Nina Mambourg einen Stil und einen Frauentypus, der an die neue Sachlichkeit und den magischen Realismus der 1920er Jahre erinnert: In überzeichneter Realität mit wenig Licht- und Schattenwirkung werden die Figuren in oft scharf abgegrenzten Formen in den Raum gestellt und scheinen so gleichsam vor ihrem schlicht gehaltenem Hintergrund zu schweben. Der gewählte Frauentypus bietet Mambourg eine Vielfalt von Nuancierungen: er ist kühl und ungeschönt, zwischen mädchenhaft und burlesk, in der nüchternen, scharfen Zeichnung oft starr wirkend aber mit blassem Teint auch verführerisch, zerbrechlich, tänzerisch.
Mambourg arbeitet bei ihren Gemälden mit einer Vielzahl ganz unterschiedlicher Vorlagen, die «mit der Bedenkenlosigkeit einer Grafikerin», so die auch zur Grafikerin ausgebildete Mambourg, collagiert werden. Sie interessiert vor allem die visuelle Kraft der Vorlagen, ihr Potential, emotionale Inhalte in weiblicher Spielart zu vermitteln. Und so werden im Alltag real beobachtete und dann nachgestellte Situationen zu Vorlagen, Posen und Symbole aus der Kunstgeschichte von Rembrandt oder Velasquez über Christian Schaad bis zu Lucian Freud, aber auch Anzeigen aus der Werbung und den

Medien inspirieren neue Bilder. Die Werke verdichten sich Schritt für Schritt zwischen Computerbildschirm und Leinwand: sie collagiert ihre Bildvorlagen am Computer, überträgt die Komposition in die Malerei, um sie dann abzufotografieren und am Computer weiterzuentwickeln, bevor das Gemälde malerisch zu Ende geführt wird. Anfangspunkt jedes Gemäldes – auch wenn Mambourgs Bilder längst keine Portraits mehr sind – bleibt, so sagt sie selbst, für sie das Wesentliche: das Gesicht.
In diesem Prozess der Werkentstehung sind es kleine, fast unscheinbare Brüche, mit denen die angebliche Ordnung aus dem Gleichgewicht gebracht wird. Sein und Schein können ja auch im wirklichen Leben oft eine Frage der Balance sein. Eher beiläufig bei einem Atelierbesuch sagte Nina Mambourg: «Dass Künstler wie Ingres nicht ‹korrekt› gemalt haben, und es trotzdem als geschlossenes Werk funktioniert, hat mich fast beruhigt». Ihre Werke zeigen zunehmend Freude an diesen «Brüchen», an der subtilen und beunruhigenden Verunklärung und Überspitzung. Die Anatomie wird verzerrt,  Körper und Kleidung werden – je nach Bedeutung für die Erzählung – mal malerisch verbunden oder mal mit klaren Konturen scharf getrennt. Detaillierte Passagen stehen neben wenig ausgearbeitetn Bildteilen, ein Stuhlbein wird weggelassen oder ist es nur die überzogene Perspektive der Untersicht? Räumliche Verunsicherung verstärkt immer wieder den surrealen Charakter von Mambourgs Werken. Die kräftigen Farben schaffen Gegensätze aber auch verbindende Entsprechungen mit einer Vorliebe für die Kontraste rot und grün, schwarz und weiss. Sie können auch symbolisch als Gegensätze wie beispielsweise «Ja und Nein», «angepasst und unangepasst», «wachend und träumend» gelesen werden, zwischen die Mambourg ihre Frauenfiguren platziert. Was ist nun Sein und was Schein bei Nina Mambourg? Am Ende bleibt die Malerei, die ihre surrealen Welten für uns zu einem verführerischen, emotional realen Ganzen werden lässt.

Christina von Rotenhan (*1977) arbeitete nach ihrem Studium der Kunstgeschichte, Germanistik und Psychologie in Berlin und Rom von 2003 bis 2008 als Junior Specialist in der New Yorker Galerie C.G. Boerner und anschliessend bis 2011 als kuratorische Assistentin am Museum Haus Konstruktiv, Zürich. Sie lebt und engagiert sich heute als freie Kuratorin in Zürich.


„polipo bollito“, 2010, 15 x 15cm, Russ auf Keramikfliese

Rudolf Jaeggi Germano

Mare e Monti

1. - 16. April 2011

Vernissage: Donnerstag, 31.3.2011, 18.00 bis 21.00 Uhr
Finissage: Samstag, 16.4.2011, 11.00 bis 17.00 Uhr


1974 in den Bündner Bergen in Scuol geboren und im bernischen Ittigen aufgewachsen, wollte Rudolf Jaeggi Germano schon als Kind Kapitän werden und verschlang Unmengen von Büchern über Seeabenteuer. Erst als er viel später mit seiner italienischen Frau für eine längere Reise nach Süditalien aufbrach und zunächst in Neapel und auf der Insel Procida landete, war ihm klar, dass er seinem Traum sehr nah war. Heute lebt und arbeitet er in Rom.


Monolog des Künstlers:

„Die Schiffsreise dient als Metapher für das menschliche Dasein, sozusagen die Reise des Menschen durch den Sturm des Lebens. Das Schiff bedeutet Freiheit, das Grenzenlose, das Unendliche, das Neue, das Meer und die Tiefe. Die Seefahrt steht für Aufbruch, Transit, Sturm, die ewige Reise und den Untergang. Der Schiffbruch steht da als Sinnbild für die Vergänglichkeit unserer Existenz.

Mich faszinieren die Reisen eines Alexander von Humboldt oder eines James Cook und vieler andere enorm. Sie unternahmen Seereisen im Dienste des Entdeckens und der Forschung. Das ist genau das, was mich in meiner künstlerischen Leidenschaft antreibt. Ich betreibe meine Kunst in einer gewissen Weise auch als Wissenschaft.

Zum Thema Sehnsucht überwiegt bei mir jedoch die romantische Idee. Diese wiederum hat mehr mit Suchen als mit Finden zu tun. Das Fremde, Unbekannte wird dabei zur Projektionsfläche. Da ich glaube zu wissen, dass alles indirekt mit allem zu tun hat, ist es folglich auch interessant, diese verborgenen Zusammenhänge zu finden und aufzudecken. Da ist wiederum die Sehnsucht mit einem tiefen Forschungsdrang verbunden.

<mare e monti> ist in Italien ein Gericht. Dies kann irgendeines sein, in dem gleichzeitig Meeresfrüchte oder Fische mit Gemüse oder Pilzen zubereitet werden. Also haben wir hier schon Gegensätze, die sich aber wiederum ergänzen und verbinden können. Das  Meer wie auch die Berge repräsentieren aber auch das endlos Grandiose, die allmächtige Natur. Formal sind sie Gegensätze – das Meer als Horizontlinie, der Berg als Erhebung. Gleichzeitig sind sie jedoch auch direkt miteinander verbunden als Begriffe wie „Wellenberg“ oder „Nebelmeer“. Somit ist wiederum die Horizontlinie von nahem betrachtet ähnlich dem Berg.

In der fernöstlichen Mythologie haben die Berge einen wichtigen Platz. Ausser, dass sie als Sitz der Götter dienen, haben sie die Funktion als Wolkensammler. Dieser bedeutet natürlich auch überlebenswichtiger Regen. Somit sind die Berge das Bindeglied zwischen Himmel/Luft und Wasser/Meer. Essentiell ist das gleichzeitig Gegensätzliche und Verbindende. Der Berg/Stein ist hart, das Wasser ist weich und flüssig. Doch wir alle kennen das Sprichwort: Steter Tropfen höhlt den Stein…

Ein wichtiger Bestandteil der Ausstellung sind die neuen „Rauchbilder“. Ich habe diese mit Kerzenrauch gemalt wie zum Beispiel das Bild „Regent“ aus „8 berühmte Diamanten“ (2010, Kerzenruss auf Leinwand, 70cm x 70cm). Auch hier sind wiederum die Gegensätze interessant: der Russ als etwas Flüchtiges, Diamant als etwas vom Härtesten, das es gibt. Was sie jedoch miteinander verbindet, ist, dass Russ und Diamant aus demselben Kohlenstoff sind, und sich nur in der Form unterscheiden.“

Tänzerinnen bei der Probe, Havanna 1993

René Burri

„Two Worlds Part II - Black & White“

5. März - 19. März 2011

Vernissage: Freitag, 4.3.11, 18.00 bis 21.00 Uhr
Opening Talk, 19 Uhr: «Die Lust des Chronisten», Marco Meier, Publizist
René Burri wird anwesend sein.


RENE BURRI
TWO WORLDS

Zwei Ausstellungen mit René Burri.
Kuratiert von Guido Magnaguagno und Brigitte Ulmer

René Burri, geboren 1933 in Zürich, gehört zu den international bedeutendsten Fotografen unserer Zeit. Er schuf Ikonen der schwarz/weiss-Fotografie, die in unser Gedächtnis eingesickert sind: das Bild von Che Guevara mit Zigarre oder das dramatische Männer-Ensemble auf dem Dach eines Hochhauses von São Paolo, Picasso auf dem Hotel-Bett, Bildserien von Le Corbusier sowie Reportagen aus der Retortenstadt Brasilia. Burri fotografierte weltbewegende Ereignisse und destillierte daraus symbolhafte Zeitbilder. Für sein Lebenswerk wird er am 8. April mit dem Swiss Press Photo Life Time Achievement Award ausgezeichnet. Das Kulturmagazin «Du» widmet dem Fotografen seine aktuelle Jubiläumsnummer.

Der Titel der Doppelausstellung «TWO WORLDS» — eine Reminiszenz an die erste Retrospektive «One world», die das Kunsthaus Zürich 1984 dem Fotografen widmete — spielt auf das fotografische Doppelleben von René Burri an. Obwohl als Mitglied des legendären Fotografen-Kollektivs Magnum der humanistisch engagierten Fotografie in schwarz/weiss verpflichtet, fotografierte er stets auch in Farbe. In den letzten Jahren sichtete Burri sein umfangreiches Archiv, das Tausende von Farbdiachromes aus sechs Jahrzehnten beinhaltet. Die zweiteilige Ausstellung stellt nun das schwarz-weiss Oeuvre dem Farbwerk gegenüber.

René Burri ist nicht nur der rastlose Fotojournalist, sondern mit sicherem Instinkt fürs historische Weltgeschehen leuchtete er immer auch hinter und neben die Ereignisse. Er hat seine Fotografie stets als Medium verstanden, um Utopien und Hoffnungen der Gesellschaft zu reflektieren. Mit einem Blick, der in der Fotoklasse von Hans Finsler geschult wurde, suchte er aber auch nach seinem persönlichen Ausdruck, ohne Stildogmen zu verfallen.

«Ich habe meine Leica dabei, wie ich sie immer dabei hatte. Ich beobachte, notiere mit ihr. Ich möchte mit Auge, Herz und Hirn an der Welt teilnehmen, dabei sein und festhalten, was um mich herum passiert.»
Rene Burri im Du-Interview der März-Nummer. «70 Jahre Du. Eine Begegnung mit René Burri».

René Burri wird an beiden Vernissagen anwesend sein.


PART II – BLACK & WHITE. 5. bis 19. März

Galerie BurgerStocker, Mühlebachstr. 2, 8008 Zürich
Vernissage: 4. März 2011, 18 Uhr.
Opening talk 19 Uhr: «Die Lust des Chronisten», Marco Meier, Publizist.

Die Ausstellung mit dem Schwarz-weiss-Werk spannt einen Bogen über sein vielfältiges Schaffen, in dem sie sich auf Schwerpunkte konzentriert: Sein Frühwerk in der Schweiz, Kuba, ebenso wie China, Südkorea, Japan und Brasilien — Ländern, in denen Burri am intensivsten gearbeitet hat. Darunter finden sich auch zahlreiche Fotografien von Brasilia, der von Oscar Niemeyer erbauten Retorten-Stadt, die Burri zwischen 1960 und 1993 dokumentierte.

Bild-Ikonen werden gezeigt wie «Gesundheitsministerium, Rio» (1960) und «São Paolo» (1960), in denen Burri spannungsvolle Bildarchitekturen schuf, ebenso wie lyrische Bilder, in denen er mit dem Augenblick flirtete, Bilder von mythischen Figuren wie Picasso und Che Guevara, und immer wieder auch tänzerisch-leichte, sinnliche Bilder von Frauen und Liebenspaaren.

Ausserdem werden alte Nummern von «Du» präsentiert, die René Burris Fotografien in ihrer Wirkungskraft im Rahmen des Magazin-Journalismus zeigen.

Brigitte Ulmer

«…anders als andere Grosse ist es ihm gelungen, sich jeder Einordnung in einen Stil oder eine Schule zu entziehen und zugleich seine eigene, unverwechselbare fotografische Handschrift zu entwickeln. Die Intensität seiner Bilder speist sich aus einer Neugierde, die Fotografie mitten aus dem Leben heraus entstehen lässt, und dem Leben verpflichtet ist, dem Dienst an der Humanität. Dass er seine Bilder in die Tiefe hinein komponiert, wurde mit Blick auf seine Ästhetik immer wieder konstatiert. Zudem lässt sich von einer historischen Tiefe in seinem Werk sprechen: Burri interessieren insbesondere Gegenden, in denen sich vor dem Hintergrund einer reichen Geschichte und Kultur Alltag zuträgt; Europa, der Nahe Osten, China. Er bleibt in gewisser Weise Journalist und zugleich ein Schüler Hans Finslers – überlegt in der Bildgestaltung, ein Meister der Komposition.»
Daniele Muscionico in «Du», März 2011 

«Burri dringt ein, will Nähe, Unmittelbarkeit, Nerv.»
Dieter Bachmann in «Du», März 2011. 


Ein Preis und zwei Neuerscheinungen / Biografie

René Burri wird am 8. April mit dem Swiss Press Photo Life Time Achievement Award ausgezeichnet.

70 Jahre Du. Eine Begegnung mit René Burri – Soeben erschienen.
Seit über 50 Jahren ist René Burri mit dem Kulturmagazin Du verbunden. Die Jubiläumsausgabe ist dem Fotografen und Weltensammler gewidmet und wurde in enger Kooperation mit ihm gestaltet. Das Magazin erscheint mit einem Schwarz/Weiss- und einem Farb-Cover – ein augenzwinkernder Verweis auf Burris fotografisches Doppelleben.
Erhältlich am Kiosk, im Buchhandel und während der Ausstellungen in den Galerien.

René Burri. Brasilia. Fotografien 1960-1993. Hrsg. Arthur Rüegg. Verlag Scheidegger & Spiess. Neuerscheinung. René Burri dokumentierte den Bau und den Alltag von Brasilia, einer Ikone der Architektur und Städteplanung, die buchstäblich ins grüne Feld gepflanzt wurde. Der Bild- und Textband handelt von einer gebauten Utopie, von Anstrengung und Aufbruchstimmung.

Biografie
René Burri wurde am 9. April in Zürich als Sohn eines Kochs geboren.
1949-1953 Studium an der Kunstgewerbeschule Zürich. Vorkurs bei Johannes Itten. Fotoklasse von Hans Finsler und Alfred Willimann.
Ab 1953 Arbeit als Kameramann für Walt Disney Filmproduction und Reporter.
1955 Erste Fotoreportage in «Life»
1956 Korrespondierendes Mitglied der Agentur Magnum.
1956-1958 Reisen nach Deutschland, Sizilien, Ägypten, Tschechoslowakei, Irak, Jordanien, Libanon, Syrien.
1959 Vollmitglied bei Magnum. Porträtiert Picasso in Südfrankreich.
1961-1964 Reisen nach Brasilien, Iran, Japan, Südkorea, Thailand, Kuba, wo er erstmals Fidel Castro trifft.
1967 Erste Einzelausstellung im Chicago Art Institute Museum in Chicago.
1968-1970 Reisen nach Südafrika, Mexiko, in die USA.
1972 Beteiligung an der Ausstellung «Behind the Great Wall» im Metropolitan Museum of Art, New York.
1973-1980 Reisen nach Vietnam, Kuba, Kuwait, Saudi-Arabien, Oman, Brasilien, England, Argentinien, Libanon, Deutschland.
1984 Retrospektive «One World – Thirty Years of Photographs» im Kunsthaus Zürich, in Paris und Lausanne.
1987-1993 Reisen nach Südkorea, Moskau, Kairo, Berlin (Mauerfall), Tokio, Beirut, Kuba.
2004 «René Burri – Retrospective 1950-2000» im Maison Européenne de la Photographie Paris, Berlin, Lausanne, Mailand, Zürich, Manchester, Rotterdam, Wien, Kuba, Mittel- und Südamerika.
2007 «René Burri – Un mundo», Wanderausstellung u.a. in Mexico City und Bogota.
2010 «René Burri. Das Werk», Museum für angewandte Kunst in Köln.
«René Burri – Le Corbusier», Museum Bellerive, Zürich.
2010-2011 «René Burri. Fotografien», KunstHaus Wien.


PART I – COLOUR. 4. bis 19. März

Barr & Ochsner, Dealers in Fine Art
@ Gallery Neumarkt 17, Predigergasse 14, 8001 Zürich

Vernissage: Donnerstag, 3. März 2011, 19 Uhr

Opening talk 20 Uhr: Eskapaden in Farbe, Guido Magnaguagno, Kurator.

Ohne Titel, 2009, 29.7 x 21cm, Acryl und Tusche auf Papier

Anouska Matus

„Wind Makes My Hair Look Better“

22. Januar bis 12. Februar 2011

Vernissage: Freitag, 21. Januar 2011, 18.00 bis 21.00 Uhr


Anoushka Matus wurde 1974 in London als Tochter einer Australierin und einem Engländer geboren und wuchs in Basel auf, wo sie die Grafikfachklasse der Schule für Gestaltung besuchte. Sie lebt und arbeitet in Zürich.

Max Küng, Das Magazin, über Anoushka Matus’ neusten Arbeiten

Das Haar meiner Mutter.

Meine Mutter trägt einen Dutt, die Haare kunstvoll geknotet, geflochten, gezwirbelt, hochgesteckt, gezügelt mit der Haarnadel, einer Spange, einem Kamm, wie ein Zopf am Hinterkopf. Immer sah ich sie so, die Haarpracht gebändigt und geordnet, so wie das Leben selbst. Nur manchmal sah ich sie mit offenem Haar, abends, vor dem Zu-Bett-Gehen, im Nachthemd vor dem grossen Spiegel, die Haare reichten ihr bis über den Hintern und als kleiner Junge musste ich an Kinderbücher denken, die das Wilde und das Archaische thematisieren, an „Wo die wilden Kerle wohnen“, denn meine Mutter sah so ganz anders aus mit offenem Haar, sie war ein anderer Mensch. Sie war in meinen Bubenaugen ein Mensch, der mit einem Tier zu kämpfen schien, denn so sah es aus, wenn sie ihre Haare bürstete.

Der neue Zyklus von Anoushka Matus heisst „Wind Makes My Hair Look Better“. Es sind kleine Blätter, Acryl und Tusche auf Papier, sie zeigen Frauenkörper, pure rosige Weiblichkeit, prall, deftig und urtümlich, manchmal an die Venus von Willendorf erinnernd, die 25’000 Jahre vor Christus von Mammutjägern erschaffen und angebetet wurde: Ausgeprägte Schenkel und Brüste und ein Gesäss von rundester Rundung, aber: Kein Gesicht ist zu sehen. Die Figur aus Kalkstein übrigens ist recht klein, gerade elf Zentimeter gross liegt sie im Naturhistorischen Museum in Wien.

Auch bei Anoushka Matus’ Frauen sind keine Gesichter zu sehen, sie verstecken sich hinter Haaren, die sonderbar losgelöst schweben, so wie die Körper selbst zu schweben scheinen, als hätten sie kein Gewicht, ganz so wie Figuren im Wasser, treibend, sich fremden Kräften hingebend, oder fliegend in der Luft. Die Haare treiben, sie mäandern, sie winden sich. Sie verdecken die Gesichter, die Augen, die Nasen, die Ohren, die Münder, einfach alles verstecken sie – und erzählen doch ganz eigene Geschichten, verbinden die Figuren auch zu Paaren, zu Gruppen, zu Gebilden.

Wenn ich an das Haar meiner Mutter denke, dann erzählt es so viele Geschichten, abends, wenn sie vor dem Spiegel stehend sich bürstet, eben ganz so, als kämpfe sie mit einem wilden Tier auf sanfte Art. Das Haar, das Geschichten erzählt; und noch mehr Geschichten versteckt.


Detail aus “Apotheose”, 2010, 200 x 200cm, Oel auf Leinwand

Pascal Möhlmann

„Wahnfried“

26. November bis 18. Dezember 2010

Vernissage: Donnerstag, 25.11.2010, 18.00 bis 21.00 Uhr
Finissage: Samstag, 18.12.2010, 16.00 bis 19.00 Uhr


Pascal Möhlmann
„Wahnfried“

Pascal Möhlmann wurde 1969 in Hilversum, Holland geboren. In Utrecht studierte er an der Hogeschool voor de Kunsten und besuchte anschliessend auf Einladung des Amsterdam Institute of Painting die Masterclasses bei Jurriaan van Hall. Seit 2006 wohnt und arbeitet Möhlmann in Zürich.

Pascal Möhlmann ist ein Meister in vielerlei Hinsicht. Auf der einen Seite seine Technik, die den alten Meistern in nichts nachsteht. Und dann ist da sein Blick auf die Gesellschaft – oberflächlich und beliebig nimmt er sie wahr. Auf der Suche nach der richtigen Kombination zwischen seiner alten Technik und der Darstellung der heutigen Zeit ficht er harte Kämpfe mit sich selber aus. Dies widerspiegelt sich ganz offen in seinen Werken.

Seine letzte Ausstellung fand 2007 in der Galerie Oliver Burger (heute Galerie Burgerstocker) statt. Seine Bilder zieren seither nicht nur eine Wand im Restaurant Volkshaus, sondern auch die Wände und Foulards des Seidengeschäfts En Soie.


Michèle Roten, Das Magazin,
über ihre Begegnung mit Pascal Möhlmann und seinen Bildern:

Der Tag vor etwa vier Jahren, an dem ich Pascal Möhlmann kennenlernte, war ein schlechter. Ich war in keiner guten Verfassung an diesem Tag. Ich war so soziophob an diesem Tag, dass ich mich eine Weile auf die Treppe vor der Tür zur Galerie setzen musste, um mich zu konzentrieren. Darauf, nicht zu weinen oder unkontrolliert zu fluchen. Darauf, den Mut und die Energie aufzubringen, den Raum zu betreten. Leute zu begrüssen, Smalltalk zu machen. Vernissagen sind ja das Allerschlimmste in soziophoben Phasen. Keine Ahnung, wie mein Freund es geschafft hatte, mich überhaupt aus der Wohnung und ausgerechnet an eine Vernissage zu bugsieren.

Wir gingen irgendwann rein, und was ich antraf, war so schlimm, wie eine Vernissage nur sein kann, wenn man in einer soziophoben Phase steckt: Da stand Tout Fucking Zurich in dieser Galerie, mit Cüpli- und Weissweingläsern in der Hand und greinte sich verschwörerisch an, erzählte sich die neuesten Lustigkeiten und Nichtigkeiten, die Geräuschkulisse ein (zumindest in meiner Erinnerung) ohrenbetäubendes Gemisch aus dem tausendfachen Tsching-Geräusch von anstossenden Cüpli- und Weissweingläsern, Männergegröle und dem irgendwie nur an Vernissagen anzutreffenden: «perlenden» Frauenlachen.

Ich fragte mich gerade, was ich an einer Vernissage zu suchen habe, schliesslich geht mir Kunst leider die meiste Zeit am Arsch vorbei, als ich mich den Bildern zuwandte, um mich von den Menschen abzuwenden. Und es passierte etwas Sonderbares (es gibt nur wenige Augenblicke in einem Menschenleben, deren Beschreibung man mit dieser abgegrabschten Wendung einleiten darf, aber das ist einer davon): Ich entspannte mich, weil ich merkte, dass ich etwas gefunden hatte, auf das ich meinen Fokus richten konnte und vor allem wollte. Möhlmanns Strich, seinen Stil zu sehen war ein Gefühl wie etwas vor ewigen Zeiten Verlorenes wiederzufinden, wie auf eine total naheliegende Lösung zu kommen, wie endlich auf die genau richtige Jeans zu stossen. Eine Erlösung. Ich erkannte mich wieder in den Bildern, das war mir alles sehr nahe, aber nicht auf die unangenehme Art, im Gegenteil. Ich freute mich einfach. Ich freute mich an so viel Kunstfertigkeit, an so viel Talent. Ich freute mich daran, so viel Schönes zu sehen, denn Möhlmann macht genau das, was ich schön finde, im allerbesten Sinne. Was ich stundenlang anschauen will. Er bringt es auf den Punkt.

Ich machte den ganzen Parcours, ich weiss nicht, wie lange es dauerte. Vorbei an den Bildern in fast fotorealistischem Stil; vorbei an den vielen Akten von der Dunkelhaarigen, die so intim sind, dass ich erschrak wie ein Spanner, als ich sie in echt unter den Leuten entdeckte (und von der ich später erfuhr, dass sie seine Frau ist); vorbei am selbstreferentiellen Tanga aus Leinwand; vorbei an den Studien anderer Körperteile; vorbei an der «Gallery of Idiots», diesen grimassierenden Szenefuzzis in grobem, aber präzisestem Strich (ich gehöre mittlerweile auch dazu und bin stolz darauf); aber am längsten stand ich vor «Standby I». «Standby I» verkörpert für mich das, was ich inhaltlich, abgesehen von seinem fabelhaften Pinselstrich, so mag an Möhlmanns Gemälden: Sein Sinn für die Gegenwart, für das unmittelbare JETZT, das tatsächlich, wenn man mal ehrlich ist, zu einem grossen Teil aus Kleinigkeiten und Banalitäten besteht. Eine leere Flasche Feldschlössen Bier. Der Aufnäher in Form einer Kettensäge, er war zu dieser Zeit überall zu sehen. Die keimenden Zwiebeln, kann man die eigentlich noch brauchen? Die Peperoni mit dem Gemüsewaage-Aufkleber, eine Plastiktüte für eine einzelne Peperoni wäre ja auch ein Witz.

In vielen Jahren werden wir diese Bilder ansehen und uns erinnern an JETZT, an diese Zeit, jetzt, hier in Zürich. «Standby» löste bei mir zum ersten Mal in meinem Leben den Wunsch aus, ein Kunstwerk zu besitzen. (Ich konnte es mir dann aber nicht leisten.)

Dieser Tag vor vier Jahren war also plötzlich gar nicht mehr so schlecht. Nicht, weil ich Pascal Möhlmanns Malerei entdeckte – Kunst geht mir immer noch mehr oder weniger am Arsch vorbei. Nein, vielmehr lernte ich an diesem Tag Pascal Möhlmann kennen, er wurde zu meinem besten Freund. Dieser Tag vor vier Jahren, er war ein sehr guter Tag.


”Strassenleben von Cap Haitien, Haiti”, 2009, 50 x 250cm, Fotokunstdruck auf Leinwand, Ed. 25, Kunstumsetzung: Philipp Hänger

Bruno Stettler

„Strassenleben Haitis 2009
und Konzertfotografie 1978 - 88“

24. September bis 23. Oktober 2010

Vernissage: Donnerstag, 23.9.10, ab 18.00 Uhr


Im August 2009 – noch vor dem grossen Erdbeben – gründete Bruno Stettler die Black Rain Group Foundation Zurich mit Richard Marbacher. Die Stiftung ist gemeinnützig, politisch unabhängig und überkonfessionell und setzt sich für humanitäre Projekte in Haiti ein. Unter anderem betreibt sie das Black-Rain-Group-Waisenhaus in Cap Haitien – ein langfristiges Projekt, in dem Kinder aus Port au Prince bis zu ihrer Volljährigkeit vollumfänglich betreut werden. Die Arbeit der Foundation und die Verwendung der Mittel steht unter der Kontrolle der Eidgenössischen Stiftungsaufsicht Bern. Alle aktuellen Informationen, Videos und Bilder erhalten Sie unter der Webpage www.blackraingroup.org


Meet the Artist: Bruno Stettler

Im Gespräch mit Olivia Bosshart, Kion, über seine Arbeit als Unternehmer, Fotograf und Künstler, über seine humanitären Projekte in Haiti und die von ihm gegründete Black Rain Group Foundation.

Montag, 11. Oktober, 18:30-19:00 und 19:30-20:00
Eintritt: CHF 10.- (der Erlös geht an die Black Rain Group)


Bruno Stettler

Wenn Elend und Hoffnung aufeinander treffen

Man kann Bruno Stettler nicht einfach so beschreiben, wie man Haiti nicht einfach beschreiben kann, diese Feuchtigkeit, diese Müllhaufen aus Tierkadaver und Bauschutt, diese Kinder, die nackt in Schlammlöchern baden, die die UNO-Panzer hinterlassen, wenn sie durch die Strassen rollen.

Man muss Bruno Stettler erleben, um zu spüren, wie viel ihm an diesem kaputten Land liegt, an den Menschen, vor allem an den Jüngsten und Ältesten, die ausser zwei Zähnen nichts mehr haben. Bruno ist rastlos. Klar ist er durchgeknallt, weil er nicht nur redet, sondern handelt. Als er im März 2009 zum ersten Mal mit dem Elend im Karibikstaat konfrontiert wird, reift in ihm der Entschluss, sich genau für dieses ärmste Land zu engagieren. Im August 2009 gründet er die Black Rain Group Foundation in Zürich.

Das ist Bruno Stettler: laut, gross, emotional. In der Schweiz hat er als Erotik-Unternehmer viel Geld verdient – in Haiti das Leben vieler Waisen und Altersschwachen gerettet. „Ich bin vielleicht der Einzige, der Waisenhäuser und Altersheime mit einem Erotik-Business finanziert“, sagte er mir auf unserer Haiti-Reise im Frühling dieses Jahres. „Ist das kein Problem?“, fragte ich – und er antwortete: „Wieso, sollte es?“
Nein. Natürlich sollte es nicht.

Denn es geht um Markenson Augustin, um Joseph Stevensson und all die anderen Waisenkinder, die ihre Eltern im Januar 2010 unter den Trümmern wieder fanden. Es geht um die Alten, die ohne Brunos Hilfe längst gestorben wären, unbemerkt, wie die Echsen am Strassenrand.

Brunos Panoramafotos zeigen das Strassenleben in Port au Prince, wie es so nicht mehr existiert, weil es keine Strassen mehr gibt, weil die Häuser am Boden liegen; aber sie zeigen auch Hoffnung und den unstillbaren Drang nach Leben, der dieses amputierte Land wieder aufbauen wird.

Monate, nachdem mein Artikel über Bruno Stettler erschien, erhielt ich einen Brief einer alten Frau in Schnürlischrift. „Ich bin Witwe und Seniorin“, schrieb sie mir, „ich habe ein wenig Geld auf der Seite.“ Sie überlege, ob sie es diesem Bruno spenden soll, „ein komischer Vogel, nicht wahr?“ Doch genau dies habe ihr gefallen, denn ihr Mann sei auch so einer gewesen und wenn es etwas gebe, das sie gelernt habe nach 83 Jahren, dann dies: „Komische Vögel machen diese Welt besser.“

Sacha Batthyany, Redakteur DAS MAGAZIN
Der Artikel über Bruno Stettler ist im Magazin Nr. 18, 2010 erschienen.


Bruno Stettlers fotografische Reise in ein nicht mehr vorhandenes Haiti

Das vielschichtige Strassenleben von Port-au-Prince und Cap- Haitien vor dem Jahrhundertbeben

Seine letzte Fotosafari im Frühling 2009 führte den Zürcher Fotografen Bruno Stettler nach Haiti, dem bis vor kurzem wenig bekannten Inselstaat mit grossen gesellschaftlichen Konflikten. Nun hätte sich Stettler, genauso wie wir alle, nicht in den kühnsten Träumen vorgestellt, dass dieses extrem widersprüchliche Land wenige Monate später in Trümmern liegen wird. So haben seine Haiti-Bilder krasse Aktualität erlangt, freilich jenseits von aller gegenwärtigen Katastrophen-Fotografie.

Stettlers Intention für seine Haiti-Reise war so auch von gemischter Natur: Einerseits wollte er fotografisch Eindrücke der sensationellen Landschaft festhalten und andererseits gesellschaftliche Realitäten mit seiner Kamera erfassen. Darüber hinaus intervenierte er, zusammen mit seiner Crew, immer wieder ins Alltagsgeschehen mittels aktionistischer Inputs, was nochmals zu ganz anderen, sehr individuellen Bildserien führte. Oft vermischten sich dabei diese drei unterschiedlichen Ansätze zu vielschichtigen Sujets mit mehreren Aussagen.

Seine aktionistischen Inputs gaben den Alltagszenarien meist noch einen besonders spontanen, leicht chaotischen Dreh und lockten die damit konfrontierten Menschen sehr schnell und derart aus ihrer Reserve, wie dies in unseren Breitengraden eher selten der Fall ist. Für das Bild des uniformierten Schulmädchens mit dem Ausdruck von Angstlust im Gesicht, oder für die Aufnahmen von Gefangenen eines haitianischen Gefängnisses, fehlen dem hiesigen Betrachter schlicht die Referenzbilder. Da tut sich eine neue, uns bis anhin weitgehend verborgene Welt auf, in Sachen Ästhetik, Aussage und gesellschaftlicher Realität.

Im Gesichts- und Körperausdruck der fotografierten Menschen zeigt sich meist Unmittelbarkeit und absolute Lockerheit, trotz teils widrigsten Lebensumstände. Genauso aber auch ganz einfache Bilder wie zum Beispiel diejenigen von Menschen vor einer alten, renovationsbedürftigen Mauer, welche gerade deswegen in reich abgestufter Farbigkeit erscheint und sich so auf wunderbare Weise mit der anziehenden Buntheit der vorbeigehenden Menschen verbindet. Alles zusammen macht Stettlers Bilder zu einer harmonischen Einheit auf hohem Niveau schrill-bunter Expressivität.

Die Fähigkeit, Menschen aus der Reserve zu locken, sie vor der Kamera zu spontanem Agieren zu bringen, unverblümt und roh, ist eine der wesentlichen Eigenschaften von Bruno Stettler. Durch diese Gabe ist er auch im Stande, Genres zu vermischen. Was heisst, dass sich in seiner Fotografie dokumentarische Momente, das Portraitieren und die Kunstfotografie die Balance halten und sich oft auf sehr individuelle Weise vermischen. Dieses Können basiert bei Bruno Stettler vor allem auf seinem unvoreingenommenen Zugang zu Menschen. Ohne gesellschaftliche Wertung begibt er sich in verschiedenste gesellschaftliche Milieus und Systeme. Stettler sieht den Menschen, der sich durch den Dschungel seiner Verhältnisse schlägt im Vordergrund. Die jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnisse die Stettler dabei vor Ort findet, werden als Themengebendes Moment sofort in seine Konzeptfotografie miteinbezogen. In Kombination mit seiner für ihn sehr typischen Interventions- und Aktionslust ergibt sich so letztlich ein ganz eigener Genre- und Themenübergreifender „Stettler-Stil“.

Haiti war eine Entdeckung für Stettler, eine bis dato kaum fotografisch erfasste Welt. Mit seiner grenzüberschreitenden Art gelang es ihm einerseits, dokumentarisch Interessantes festzuhalten, andererseits mittels seiner gezielten Inputs aber auch sehr intime und quasi unkontrollierte Bilder des Haitianischen Alltags zu schaffen. Vor dem Hintergrund des gewaltigen Erdbebens in Haiti anfangs dieses Jahres wirken diese Bilder aber vor allem auch wie Dokumente einer untergegangenen Welt, da sich ernsthaft die Frage stellt, ob dieses Land je wieder in alter Form auferstehen wird, oder ob nun im komplett zerstörten Jurassic Park nicht ein ganz neues Land entstehen wird.

Sascha Serfözö, Kunstkritiker


Sol e Neve (Rätschenjoch), 1980/81, Bronze poliert, 36 x 24 x 26 cm

Eliza Thoenen Steinle

„Construito e Trovato“

9. Juli bis 16. September 2010

Vernissage: Donnerstag, 8.7.2010, 19.00 bis 22.00 Uhr
Finissage: Donnerstag, 16.9.2010, 19.00 bis 22.00 Uhr

Laudatio: Guido Magnaguagno (ehemaliger Direktor Tinguely-Museum Basel)

Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag: 10.00 bis 18.30 Uhr
Samstag: 11.00 bis 17.00 Uhr
Oder nach telefonischer Vereinbarung: +41 76 398 97 87

Location: Boffi Suisse, Showroom, Seestr. 13, 8702 Zollikon


Eliza Thoenen Steinle
„Costruito e Trovato“

Eliza Thoenen Steinle stellt mit Burgerstocker bei Boffi aus. Das mag kompliziert tönen (diesmal ohne „h“), ist aber ganz einfach: die Galeristen von der Commercio-Galerie kehren parallel an Zollikons Seestrasse beim angesagtesten Küchen- und Baddesigner ein.

Sie bringen aus Eliza Thoenen Steinles Atelier deren allerneueste Werkgruppe mit, die „trovati“. Und aus dem Lager ältere Skulpturen, die „costruiti“. Das zusammen ergibt den Ausstellungstitel „Costruito e trovato“ und das Thema. Zum einen fliegen federleichte und zarte „objets trouvés“ durch die Luft – fixiert in durchsichtigen Objekten, die mit Musik hören gekoppelt sind. Ephemeres also. Zum andern stehen schwergewichtige Marmore und Broncegüsse auf Boffis steinernen Tischen, wie vom Himmel gefallene Meteroite. Dazwischen spannen fragile Nahtbilder eine filigrane Haut.

„Trovato“ und „Costruito“ bilden zweifellos zwei entgegengesetzte Pole, die aber für das Schaffen und die Lebensart der Künstlerin charakteristisch sind. Zum einen das Spontane, Leichte, dem Zufall vertrauende – andrerseits das Ernste, Schicksalshafte und Leidenschaftliche. Hier die Intuition – dort die Ratio. Gerade diese immense Spannweite zeichnet das künstlerische Schaffen von Eliza Thoenen Steinle aus, und die „Nahtbilder“ legen sich wie beschützend über das verletzliche Gleichgewicht.

Durch die Nachbarschaft des edlen Designs verstärkt sich die Virtualität der musikalischen Fundstücke, durch die Nähe des Stofflichen hingegen die Qualität der „construiti“, welche durchaus mehr als nur die physische Präsenz Max Bills, dessen Zumiker Atelierhaus an dasjenige Elizas grenzt, ausstrahlen. Die perfekte Form, die vollendete Oberfläche korrespondiert mit den Einrichtungs-Gegenständen aufs Sinnigste.

Das Kontrastprogramm der „trovati“ entführt uns hingen in die Räume der blossen Vorstellung, der Spiellust, des Hörvergnügens. ELIZA tönt – himmlisch.


“As I Did”, 2016, 57 x 77 cm, Aquarell

Carolina Nazar

«And If He Left Off Dreaming About You...»

11. bis 20. März 2010

Vernissage: Donnerstag, 10. März 2016 von 18 bis 21 Uhr
Finissage: Sonntag, 20. März 2016 von 15 bis 18 Uhr

Öffnungszeiten: jeweils Dienstags bis Freitags von 15 bis 18 Uhr
Samstags von 13 bis 18 Uhr
Oder nach telefonischer Vereinbarung: +41 76 398 97 87

Location: Hottingerstrasse 35, 8032 Zürich (vis-à-vis VBZ-Haltestelle Hottingerplatz)


Die im Tessin lebende argentinische Künstlerin Carolina Nazar ist in Córdoba aufgewachsen und setzt sich in ihren Gemälden mit den europäischen Einflüssen auf die südamerikanische Lebensweise, Kultur und Religion auseinander. Ihr künstlerisches Schaffen ist dabei geprägt von einer Auseinandersetzung mit inneren und äusseren Bildern. Von Alltäglichen Gegenständen, welche die Künstlerin umgeben, können die verschiedensten Figuren Eingang in ihre Zeichnungen, Aquarelle, Ölgemälde und Collagen finden. Einerseits aus dem Fundus ihrer Erinnerung, andererseits aber auch durch bestehendem Bildmaterial wie Fotografien, die sie frei interpretierend und manchmal auch variierend auf den Bildträger überträgt oder zum Ausgangspunkt ihrer Bildkreationen nimmt. Essentielle Themen des Lebens: Geschichte, Familie, Religion und Krankheit ziehen sich bereits seit längerem durch ihr Werk, ebenso zeichnet sich dazu eine vertiefte Beschäftigung mit Einflüssen aus der südamerikanischen Literatur und Musik ab. Bei deutlich persönlichen Ansätzen bleiben Carolina Nazars Arbeiten jedoch offen für verschiedene Lesarten und gestatten das individuelle Einfühlen und Eindenken des Betrachters. In ihren Bildern haben sich Phänomene, Prozesse und Erinnerungen eingeschrieben und sich dabei teilweise symbolisch verdichtet. So begegnet uns in den Galerieräumen eine ganz eigene, vielfältige Welt, in der dennoch alles mit allem zusammenhängt.

Der Ausstellungstitel «And If He Left Off Dreaming About You…» verweist auf ein Lied des kubanischen Musikers Silvio Rodríguez und gibt zugleich das Konzept der Ausstellung von Carolina Nazar vor. Nicht nur die Musik spielt in ihrem künstlerischen Schaffen eine wichtige Rolle, sondern auch literarische Texte und vor allem Lyrik, beispielsweise von Dichtern wie Jorge Luis Borges, Julio Cortázar und Alejandra Pizarnik.

«Als ich anfing zu malen, war plötzlich eine Welt da, in der niemand aus meiner Umgebung seine Meinung abgeben konnte. Ich fühlte mich frei, das war meine Welt. Meine Arbeit ist mein Herz. Sie ist genau das, was ich bin» ,erzählt Carolina Nazar der Galeristin Anna von Senger in einem Interview über ihre Arbeit. Diese Aussage spricht für ihre unendliche Offenheit für Neuentdeckungen, die ihre Kunst ausmacht. Die offene Struktur lässt Raum für Geschichte und vor allem für Geschichten. Die Überlagerung von Vergangenem und Gegenwärtigem lassen neue Zeiträume entstehen. Banalitäten verschwimmen im Raum der Zeit und drängen sich vermutlich unmittelbar, und zum Teil ohne dass man möchte, ins Bewusstsein der BetrachterInnen.

In der Kombination von Landschaften, Architektur, Menschen, Tieren und abstrakten Formen gelingt es der Künstlerin ihre eigenen Empfindungen festzuhalten. Immer wieder finden sich in ihrem künstlerischen Werk dadurch Bezüge zu Ereignissen und Personen aus der argentinischen Geschichte und dem eigenen Umfeld. Die Motive sind vielfältig und oft entstehen mehrere Versionen und wiederkehrende Objekte, sind aus der Zeitachse heraus gerissene Momentaufnahmen, zum Teil völlig entkontextualisiert und in eine neue Welt gesetzt.

Fühlen ist sehr wichtig für die Künstlerin, nicht nur die eigen Gedanken, Träume und Emotionen, sondern auch das Spüren des Pinsels in der Hand und wie dieser damit über das Bildmaterial geführt wird.«Ich bin frei zu fragen und zu antworten; andere Wege zu beschreiten, um das zu untersuchen, was auf uns als absolute Wahrheit zukommt; ich urteile, ich schwatze, ich sage, ich weine, ich spiele, ich male, ich entwickle, ich entdecke versteckte Dinge – mit anderen Worten: Ich lebe.» In ihren Bildern bietet dadurch Carolina Nazar die Möglichkeiten zum Weiterdenken an, und lässt die BetrachterInnen in ihren Werken in eine neue Dimension eintauchen. Es sind Bildergeschichten ohne Anfang und ohne Ende. Zugleich zurückhaltend und verspielt, kreisen um die Fragen der eigenen Identität und Wurzeln. Dem Publikum der Ausstellung wird viel Raum zur eigenen Interpretation gelassen – ähnlich wie ein Musikstück oder Gedicht bestimmte Stimmungen evozieren können und Gedanken in eine gewisse Richtung lenken, ohne dabei etwas zu erzwingen.

Text: Patricia Bianchi, Kunsthistorikerin und freie Kuratorin

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