“As I Did”, 2016, 57 x 77 cm, Aquarell

Carolina Nazar

«And If He Left Off Dreaming About You...»

11. bis 20. März 2010

Vernissage: Donnerstag, 10. März 2016 von 18 bis 21 Uhr
Finissage: Sonntag, 20. März 2016 von 15 bis 18 Uhr

Öffnungszeiten: jeweils Dienstags bis Freitags von 15 bis 18 Uhr
Samstags von 13 bis 18 Uhr
Oder nach telefonischer Vereinbarung: +41 76 398 97 87

Location: Hottingerstrasse 35, 8032 Zürich (vis-à-vis VBZ-Haltestelle Hottingerplatz)


Die im Tessin lebende argentinische Künstlerin Carolina Nazar ist in Córdoba aufgewachsen und setzt sich in ihren Gemälden mit den europäischen Einflüssen auf die südamerikanische Lebensweise, Kultur und Religion auseinander. Ihr künstlerisches Schaffen ist dabei geprägt von einer Auseinandersetzung mit inneren und äusseren Bildern. Von Alltäglichen Gegenständen, welche die Künstlerin umgeben, können die verschiedensten Figuren Eingang in ihre Zeichnungen, Aquarelle, Ölgemälde und Collagen finden. Einerseits aus dem Fundus ihrer Erinnerung, andererseits aber auch durch bestehendem Bildmaterial wie Fotografien, die sie frei interpretierend und manchmal auch variierend auf den Bildträger überträgt oder zum Ausgangspunkt ihrer Bildkreationen nimmt. Essentielle Themen des Lebens: Geschichte, Familie, Religion und Krankheit ziehen sich bereits seit längerem durch ihr Werk, ebenso zeichnet sich dazu eine vertiefte Beschäftigung mit Einflüssen aus der südamerikanischen Literatur und Musik ab. Bei deutlich persönlichen Ansätzen bleiben Carolina Nazars Arbeiten jedoch offen für verschiedene Lesarten und gestatten das individuelle Einfühlen und Eindenken des Betrachters. In ihren Bildern haben sich Phänomene, Prozesse und Erinnerungen eingeschrieben und sich dabei teilweise symbolisch verdichtet. So begegnet uns in den Galerieräumen eine ganz eigene, vielfältige Welt, in der dennoch alles mit allem zusammenhängt.

Der Ausstellungstitel «And If He Left Off Dreaming About You…» verweist auf ein Lied des kubanischen Musikers Silvio Rodríguez und gibt zugleich das Konzept der Ausstellung von Carolina Nazar vor. Nicht nur die Musik spielt in ihrem künstlerischen Schaffen eine wichtige Rolle, sondern auch literarische Texte und vor allem Lyrik, beispielsweise von Dichtern wie Jorge Luis Borges, Julio Cortázar und Alejandra Pizarnik.

«Als ich anfing zu malen, war plötzlich eine Welt da, in der niemand aus meiner Umgebung seine Meinung abgeben konnte. Ich fühlte mich frei, das war meine Welt. Meine Arbeit ist mein Herz. Sie ist genau das, was ich bin» ,erzählt Carolina Nazar der Galeristin Anna von Senger in einem Interview über ihre Arbeit. Diese Aussage spricht für ihre unendliche Offenheit für Neuentdeckungen, die ihre Kunst ausmacht. Die offene Struktur lässt Raum für Geschichte und vor allem für Geschichten. Die Überlagerung von Vergangenem und Gegenwärtigem lassen neue Zeiträume entstehen. Banalitäten verschwimmen im Raum der Zeit und drängen sich vermutlich unmittelbar, und zum Teil ohne dass man möchte, ins Bewusstsein der BetrachterInnen.

In der Kombination von Landschaften, Architektur, Menschen, Tieren und abstrakten Formen gelingt es der Künstlerin ihre eigenen Empfindungen festzuhalten. Immer wieder finden sich in ihrem künstlerischen Werk dadurch Bezüge zu Ereignissen und Personen aus der argentinischen Geschichte und dem eigenen Umfeld. Die Motive sind vielfältig und oft entstehen mehrere Versionen und wiederkehrende Objekte, sind aus der Zeitachse heraus gerissene Momentaufnahmen, zum Teil völlig entkontextualisiert und in eine neue Welt gesetzt.

Fühlen ist sehr wichtig für die Künstlerin, nicht nur die eigen Gedanken, Träume und Emotionen, sondern auch das Spüren des Pinsels in der Hand und wie dieser damit über das Bildmaterial geführt wird.«Ich bin frei zu fragen und zu antworten; andere Wege zu beschreiten, um das zu untersuchen, was auf uns als absolute Wahrheit zukommt; ich urteile, ich schwatze, ich sage, ich weine, ich spiele, ich male, ich entwickle, ich entdecke versteckte Dinge – mit anderen Worten: Ich lebe.» In ihren Bildern bietet dadurch Carolina Nazar die Möglichkeiten zum Weiterdenken an, und lässt die BetrachterInnen in ihren Werken in eine neue Dimension eintauchen. Es sind Bildergeschichten ohne Anfang und ohne Ende. Zugleich zurückhaltend und verspielt, kreisen um die Fragen der eigenen Identität und Wurzeln. Dem Publikum der Ausstellung wird viel Raum zur eigenen Interpretation gelassen – ähnlich wie ein Musikstück oder Gedicht bestimmte Stimmungen evozieren können und Gedanken in eine gewisse Richtung lenken, ohne dabei etwas zu erzwingen.

Text: Patricia Bianchi, Kunsthistorikerin und freie Kuratorin

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