El Matador, 2008, 120 x 80cm, Acryl und Collage auf Leinwand

Alessandro Starnino

Something(k) Profane

19. März – 24. April 2010

Vernissage: Donnerstag, 18.3.2010, 18.00 bis 21.00 Uhr


Der Italo-Schweizer Alessandro Starnino, Jahrgang 1977, war jahrelang Banker, bevor er Künstler wurde. Er lebt und arbeitet in Zürich.

Deine Bilder muten melancholisch und bisweilen traurig an, gleichzeitig steckt doch sehr viel Humor dahinter. Ähnlich verhält es sich mit den Sujets und Aussagen: Sie sind kindlich bis profan, aber zur gleichen Zeit tiefgründig und facettenreich. Wie erklärst Du diese Diskrepanz?
Ich mag die Melancholie, sie ist Teil meiner Reflektionen und Teil meiner Inspiration. Sie ist die Ruhe in mir und das Gleichgewicht meiner kreativen Exzesse. Das vermeintlich profane Subjekt jedes Werkes gründet in der ernsthaften Situation und sucht seinen eigenen Ursprung in der gesehenen, gehörten und erlebten Geschichte. Humor ist der Relativitätsfaktor schlechthin, ohne Humor endet die Geschichte in einer Katastrophe. Das ist traurig.

Willst du mit deiner Kunst überhaupt etwas mitteilen?
Nein, nicht direkt. Ich sehe in meiner Kunst als erstes eine differenzierte und vor allem subjektive Art etwas darzustellen, eine Geschichte zu erzählen. Was mich eher anspricht ist das Eintauchen anderer in meine Welten. Für den aufmerksameren Betrachter steht eine unendliche Entdeckungsreise bereit. Der wahre Inhalt bleibt aber den Meisten fremd. Diese Leere, wenn wir so wollen, könnte eine mögliche Mitteilung beinhalten.

Du bedienst dich nicht nur dem Pinsel, sondern auch Acryl, tusche, Bunt- und Mar-kierstiften bis hin zu Klebstoffen, Bildern und Fotografien. Warum so breit gefächert?
Bei der Anwendung unterschiedlichster Techniken treibt mich der Ehrgeiz an, experi-mentell die Möglichkeiten und Grenzen von diversen Materialien herauszufinden und diese wiederum zusammenzuführen. Manchmal jedoch geht mir einfach nur etwas aus oder Farben trocknen ein, dann ersetze ich sie mit etwas anderem, oder überklebe es.

Was sind Deine Motivationen?
Es ist unterschiedlich. Ich bin ein sehr visueller Mensch. Die Ästhetik in Bildern kann eine Motivation in mir verursachen, doch auch die Farbenkompositionen oder ein Bildmotiv können mich motivieren. Ganz nach dem Motto „you can find inspiration in everything“ (Paul Smith). Die Muse menschlicher Natur jedoch inspiriert mich am meisten.

Deine Bilder sind fast immer mit Texten versehen. Reichen dir das Gemalte, Fotografierte oder das Geklebte nicht für das, was du sagen willst?
Die Symbiose von Zeichen und Bild entsteht in einem spontanen Prozess, das gemalte Bild findet seine Idee und Form vor der Zusammenführung mit der Textsprache. Dies repräsentiert eine Offenbarung der eigenen Schwächen. Ich kann gewisse Dinge einfach nicht zeichnen oder darstellen, dann schreibe ich es auf. Die verbale Ausdrucksform hat durchaus ihren eigenen Reiz und abgesehen davon, brauchen Wörter nicht so viel Platz.

Du produzierst mit deinen Bildern eine surreale Welt, scheinbar fern der Realität. Eine Art Flucht aus dem Alltag?
Das Produzieren einer surrealen Welt kreiert eine Realität, welche stark mit Systemen, Konzepten, Ideen, Geld, Politik und Status verwoben ist. Mein künstlerisches Schaffen nimmt sich mittels unterschiedlichsten Zugriffen der menschlichen Existenz im Alltag an. Es sind Situationen, welche aus persönlichen Retrospektiven entstanden sind. Die scheinbare Ferne ist sehr nahe und mit der Realität eng verbunden. Keineswegs ist es eine Flucht, ich schaffe mir Inseln auf denen alles erlaubt ist und Probleme direkt und plakativ thematisiert werden.

Was ist für dich gute Kunst?
Ich fühle mich zu zeitgenössischer Kunst sehr hingezogen, verliere jedoch jeden Bezug, wenn die Geschichte fehlt. Gute Kunst hat für mich immer einen ästhetisch ansprechenden Aspekt, einen Inhalt und eine Originalität in der Ausführung.

Interview: Anna von Senger


naloo